In folgendem Text werde ich ein Blog-Eintrag zum literarischen Werk «Der Sandmann» von E.T.A Hoffmann verfassen. Dabei wird mein Text aus zwei Teile bestehen. Im ersten Teil werde ich, für meinen Text, wichtige durchgeführte Besprechungen im Unterricht erläutern. Im nächsten Teil wird mein Text, die vorher genannten Aspekten, weiterentwickeln und vertiefen. Dies soll ein tieferes Verständnis zum Text und eine Verbindung zu unserem Alltag gewährleisten.
Im Deutschunterricht haben wir viele Aspekte des Werks «Der Sandmann» besprochen, wobei ich eher auf das Kindheitstrauma eingehen werde. Dieses prägt Nathanaels Handlungen und zerstört allmählich seine Beziehung zu Clara. Nach einigen Tagen des Rückzugs meldet sich Nathanael bei Lothar, um die Begegnung mit Coppola zu verarbeiten, und wirkt verändert. Sein Brief ist geprägt von Angst und Verzweiflung. Er fordert Lothar sogar auf, ihn auszulachen. Ein Verweis auf Schillers «Räuber», wo eine Figur versucht, Wahnsinn durch das Lachen anderer abzuwehren. Diese Parallele verdeutlicht Nathanaels verzweifelten Kampf gegen den drohenden Wahnsinn.
Unser Gehirn verarbeitet Erlebnisse oft nur durch logische Erklärungen, andernfalls werden Erinnerungen angepasst, um ins Weltbild zu passen. Genau das geschieht bei Nathanael: Er weiß, was passiert ist, kann es aber nicht begreifen. Die Begegnung mit dem Wetterglashändler löst seine traumatischen Gefühle erneut aus und führt zu tiefer Verwirrung. Obwohl Clara ihm helfen will, bleibt Nathanael unzugänglich. Er ignoriert ihre Erklärungen und glaubt stattdessen Spalanzani, da dessen Sichtweise besser zu seinem verzerrten Weltbild passt und er somit die Wirklichkeit nicht sehen muss.
Nathanael selbst erklärt sein Kindheitstrauma, das eng mit Coppelius verbunden ist. Als dieser Nathanael beim Spionieren ertappte, drohte er ihm, die Augen zu nehmen. Nathanaels Vater schritt jedoch ein, weshalb Coppelius sich stattdessen entschied, die Gelenke zu untersuchen und ihre Funktionsweise zu beobachten. Auf den ersten Blick mag dies verwirrend erscheinen, doch es wird verständlicher, wenn man weiß, dass Coppelius, Spalanzani und Nathanaels Vater das Ziel verfolgten, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Dies erklärt Coppelius’ besonderes Interesse an den Augen. Sie sind ein zentrales Element menschlicher Identität, da sie Emotionen ausdrücken können. Eine Fähigkeit, die Automaten oder Roboter nicht besitzen.
Zur Zeit des Werks gab es zwei wissenschaftliche Strömungen: die Vitalisten und die Mechanisten. Die Vitalisten vertraten die Auffassung, dass Leben nur aus Leben entstehen kann, während die Mechanisten glaubten, dass Leben auch aus unbelebter Materie geschaffen werden kann. Coppelius, Spalanzani und Nathanaels Vater gehörten zur mechanistischen Fraktion, was ihren Fokus auf die Schaffung künstlichen Lebens erklärt.
„Es begann, als ich ein Kind war“, sagte Nathanael mit zitternder Stimme. „Dieser Mann… Coppelius… Er besuchte uns oft und machte mit meinem Vater seltsame Dinge.“ Seine Stimme brach, während Unbehagen in ihm aufstieg. „Ich habe es nie verstanden, aber ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Und dann… der Unfall… mein Vater… meine Schwester…“ Nathanaels Stimme versagte.
Die Psychologin nickte verständnisvoll. «Das muss sicher eine traumatische Erfahrung für dich gewesen sein. Wie beeinflusst das dein Leben heute?»
«Die Gefühle, die Bilder in meinem Kopf- Sie hören nicht auf. Und dann tauchte aus dem nichts dieser Wetterglashändler, Coppola. Es war… Es war, als würde alles wieder von vorne beginnen. Ich kann nicht mehr unterscheiden was real ist und was… in meinem Kopf.»
Die Psychologin sprach mit ruhiger Stimme. «Das ist nicht ungewöhnlich Nathanael. Unser Gehirn verknüpft aktuelle Ereignisse mit früheren Erfahrungen, besonders wenn die Situationen ähnlich sind. Wir werden daran arbeiten.»
Nach weiterer Evaluation entschied die Psychologin, eine Behandlung zu beginnen, und wählte die Expositions- und Imaginationstherapie. Diese Methode der kognitiven Verhaltenstherapie lässt Patienten belastende Erinnerungen kontrolliert in der Vorstellung durchleben, um sie schrittweise zu verarbeiten und die emotionale Reaktion zu verringern.
«Ich möchte, dass du dir den Raum vorstellst, in dem du Coppelius gesehen hast. Was fühlst du?» Nathanael schloss die Augen, seine Atmung beschleunigte sich. «Es ist dunkel… Ich sehe ihn. Er lächelt auf eine seltsame Weise… Er beobachtet mich, er kommt näher!» «Vergiss nicht, dass du hier in Sicherheit bist Nathanael.» Erinnerte die Psychologin ihm. «Warum verstehen Sie mich nicht?» rief Nathanael laut. «Es ist nicht nur in meinem Kopf! Es gibt Verbindung, Coppola ist real und er verfolgt mich. Clara versteht es nicht, und sie auch nicht.» «Nathanael dein Verstand verknüpft aktuelle Ereignisse mit traumatischen Erlebnissen aus deiner Kindheit. Es ist normal, dass es sich real anfühlt. Ich kann dir aber versprechen, dass keine Verbindung dazwischen liegt und du in Sicherheit bist», antwortete die Psychologin.
Eines Tages erschien Nathanael ungewöhnlich aufgewühlt zur Sitzung. «Ich habe ihn wieder gesehen», sagte er, seine Augen glänzten vor Erregung. «Coppola war da, vor meinen Augen. Sie und Clara wollten mich blind machen, aber ich sehe nun klarer als je zuvor.» Die Psychologin war alarmiert. «Nathanael niemand will dir schaden.» Doch er wollte nichts davon hören und stürmte davon. Mit einem unguten Gefühl rief die Psychologin Clara an und beide machten sich auf die Suche nach Nathanael, der tief in seinen Wahnvorstellungen gefangen war. Sie fanden ihn auf dem Dach eines Hochhauses, das er oft besuchte. Er war überzeugt von dort aus die «Wahrheit» erkennen zu können. «Nathanael, komm herunter!», rief Clara mit angstvoller Stimme. «Mach keine Dummheiten!» Nathanael lachte nur. «Ihr habt es nicht verstanden und werdet es nie verstehen. Aber ich sehe jetzt. Klarer als je zuvor.» Nathanael sprang.